Malerei
Ich gehe nicht soweit, die diaphanen und opaken Farbmassen, die reliefartigen Schichtungen als ästhetischen Reflex politischer und gesellschaftlicher Strukturen zu in
terpretieren, Strukturen, die den Menschen (was immer das heißt) nicht hervortreten lassen. Dennoch handelt es sich für mich um mehr, als nur um ein malerisches Problem. Die Kunst bewegt sich nun einmal nicht in einem luftleeren Raum. Sie steht mit dem einen Fuß in der Welt und mit dem anderen in ihrer eigenen Geschichte.
Damit meine ich diejenigen anderen Figuren, die auch – mal mehr mal weniger – deutlich in Gatzemeiers Arbeiten präsent sind. Ich meine die Großen seines Geschäfts, denen er seine manchmal melancholisch anmutende Reverenz erweist. Nachdem was Du mir erzählt hast, denke ich dabei zunächst an Rembrandt und Rubens, aber auch an Beckmann, an Soutine und ein wenig auch an Bacon und de Kooning, die allesamt sich an der Figur abgearbeitet haben. Und damit auch, das lasse ich mir nicht nehmen, Chronisten ihrer Zeit gewesen sind.
Christian Soboth 1999